Schauspielhaus Graz | Österreich
Das Missverständnis
nach dem Drama von Albert Camus
ca. 100 min
Figurentheater | Schauspiel
Regie und Puppenbau: Nikolaus Habjan | Bühne: Jakob Brossmann | Kostüme: Denise Heschl | Dramaturgie: Heike Müller-Merten | Regieassistenz: Kathrin Rosenberger | Souffleuse: Isabella Priewalder | Spiel: Nikolaus Habjan, Florian Köhler, Seyneb Sale
„Man kann im Vergessen nicht glücklich sein“. Also kehrt der von Schuldgefühlen gepeinigte Jan nach 20 Jahren im Exil zurück in seine Heimat. Entgegen dem Rat seiner Frau Marie mietet er sich unter falschem Namen bei Mutter und Schwester in deren unwirtlichem Gasthof ein. Aus der Deckung will er unerkannt die Verhältnisse beobachten, um entscheiden zu können, was ihm Heimat und Familie bedeuten. Aber der Erkennungsprozess gerät zum kommunikativen Missverständnis. Jan weiß nicht, dass die beiden Frauen ihre Existenz mit Raubmord an Alleinreisenden bestreiten und so versuchen, ihrem unerreichbaren Lebenstraum, dem Meer, näher zu kommen. Längst haben Martha und die Mutter alle moralischen Skrupel abgelegt. Gewohnheit beginnt beim zweiten Verbrechen, das auch vor Jan nicht Halt zu machen scheint.
Albert Camus‘ dreiaktiges Drama, uraufgeführt 1944 im besetzten Paris, dreht sich um die Frage nach Heimat, Exil und die Absurdität der menschlichen Existenz. In der Inszenierung des Schauspielhauses Graz gelingt es Regisseur Nikolaus Habjan, mit Camus‘ existenzialistischem Werk in die Abgründe der menschlichen Seele einzutauchen. Die drei ausdrucksstarken Puppen aus Habjans Werkstatt verschmelzen im Verlauf des Stückes nach und nach mit den Schauspielern, werden zu dominierenden Alter Egos, so bedrohlich, skrupellos und bestialisch, wie es ein menschlicher Mime niemals sein könnte.
„Die Stars dieses Abends sind die Puppengesichter, die Habjan direkt aus dem Text geschnitzt zu haben scheint, außerdem Brossmanns raumgreifender Bühnenbau mit Puppenhaus, die drei perfekt eingesetzten Stimmen und der ruhige Fluss ihrer Erzählung. (…) So unbefangen und schön, dass nur zu sagen bleibt: Hingehen!“ Falter, 29. Oktober 2014
Puppeteer Nikolaus Habjan breathes new life into the absurdity and hideousness of Albert Camus’ existentialist classic “The Misunderstanding“. Haunted by guilt and unhappiness Jan comes home to his mother’s and sister’s uninviting hotel after 20 years of exile. Not knowing that Martha and his mother earn their living by murdering and robbing lonesome travellers, Jan doesn’t reveal his identity. A disastrous misunderstanding starts to unravel…