Liebes Publikum,
Internationales Figurentheater-Festival – eigentlich gar kein richtiger Name, eher eine Beschreibung. Aber trifft sie überhaupt noch zu? „Figuren, Bilder, Objekte“ setzen wir häufig hinzu, um anzudeuten, was mit „Figur“ alles gemeint sein kann. Sicher, einen Festivalnamen, auch wenn er gar nicht wirklich einer ist, ändert man nicht einfach so. Und zum Glück wissen unsere Besucherinnen und Besucher schon lange, dass sich dahinter eines der spannendsten Theaterfestivals Deutschlands verbirgt. Ein Festival, das Genregrenzen aufhebt, das zeitgenössischen Tanz und Neue Medien, Comic und Nouveau Cirque, Bildende Kunst und Performance, Hochkultur und Unterhaltung ebenso selbstverständlich verbindet, wie es sich immer wieder auf das klassische Figurentheater besinnt. Denn – so unsere Überzeugung – zeitgemäßes Theater öffnet sich und nimmt Impulse auf – visuell und akustisch, intellektuell und emotional, privat und politisch, digital und analog … Wir würden uns wünschen, dass dabei Reibung, Wärme und Energie entstehen und dass wir Ihnen hier und da das unvergleichliche Vergnügen bereiten können, Sie mit neuen, ungewohnten Sichtweisen zu überraschen.
Auch in diesem Jahr bietet das Programm des Internationalen Figurentheater-Festivals wieder zahlreiche Gelegenheiten, sich auf hohem Niveau hervorragend zu unterhalten. Und es wird – wie immer in der Kunst – Momente geben, die Fragen aufwerfen. Wer kann schon von sich behaupten, dass er Gisèle Viennes „The Pyre“ begreift, dass er versteht, was uns Dewey Dell mit ihrem Manga-Tanz-Theater sagen wollen oder was im Kopf von Denis Chabroullet vom Théâtre de la Mezzanine vorgeht? Von Heiner Goebbels, bis 2013 Intendant der Ruhrtriennale, stammt das Zitat: „Es gibt keinen Grund, einem Zuschauer Komplexität zu ersparen. Gerade eine Überforderung kann die Wurzel eines tiefen Eindrucks sein.“ „Dazu gehört aber auch die Möglichkeit“, ergänzt er, „sich entspannt zurücklehnen zu können, sich auf Augenhöhe mit dem Kunstwerk zu begeben und nicht in Demut geduckt zu denken: Oh, jetzt habe ich das nicht verstanden, da muss ich wohl noch Nachhilfeunterricht nehmen.“ Letzteres wird beim Internationalen Figurentheater-Festival ganz sicher nicht notwendig sein. Aber Kunst, die einen gar nicht fordert, kann sehr langweilig sein, Horizonterweiterung hingegen ein Riesenspaß.
Wir haben geplant und verworfen, diskutiert und verhandelt, sind gereist und im Internet gesurft, haben Blut und Wasser geschwitzt … – jetzt steht das Programm: Sie werden alte Bekannte wie Neville Tranter, das Puppentheater Halle, Nico and the Navigators, Wilde & Vogel, Les Ateliers du Spectacle, Akhe, das Theater Zitadelle und die Compagnie Mossoux-Bonté ebenso finden, wie Kompagnien, die auf dem Weg sind, Festivallieblinge von morgen zu werden: die Compagnie 111 zum Beispiel, Eva Meyer-Keller, half past selber schuld, Berlin, das Puppentheater Magdeburg oder Yeung Faï. Und natürlich feiern wieder viele ihre Festivalpremiere, wie die französische Artistin Chloé Moglia, die niederländische Band BOT, die amerikanische Puppenspielerin Robin Frohardt, die Multimedia-Performerin Yui Kawaguchi, das gefeierte Schuberttheater aus Wien, die Maskenspieler des Kulunka Teatro, die Cie Nuna der Koreanerin YoungSoon Cho Jaquet und Chris Harings Liquid Loft aus Österreich – um nur einige zu nennen. Visuell reizvoll, fantasievoll, poetisch – Attribute, die häufig mit dem Figurentheater verbunden werden. Und das stimmt natürlich. Aber es ist auch engagiert und politisch. Krieg und Verfolgung, Gewalt und Unterdrückung, Risiko- und Konsumgesellschaft, Mensch und Technik, Krankheit und Alter, Privatheit und Öffentlichkeit … alles Themen dieses Festivals. Und wenn die musizierenden Kinder in Philippe Quesnes „Next Day“ plötzlich mit Spielzeugwaffen posieren, wird man unwillkürlich an Charlie Hebdo und andere Terroranschläge denken müssen …
Nehmen Sie sich vom 8. bis 17. Mai am besten sonst nicht viel vor, erwiesenermaßen macht das Internationale Figurentheater-Festival süchtig. Mit der Festivalkarte für 9,90 Euro erhalten Sie weiterhin 20 Prozent Rabatt, jetzt auch beim Online-Kartenkauf. Mit der Überforderung müssen wir beiderseits umgehen: Sie bei der Entscheidung, was Sie sehen wollen, wir bei der Organisation des Ganzen. Die eine oder andere Horizonterweiterung wird uns dafür belohnen.
Eine tolle Zeit wünscht Ihnen Ihr
Figurentheater-Festivalteam