Gisèle Vienne | Frankreich
The Pyre [Der Scheiterhaufen]
ca. 75 min
ohne Sprache
Bildertheater | Neue Medien | Tanz
Eine Produktion von DACM | In Koproduktion mit: Opéra de Lille, Le Parvis, Scène Nationale de Tarbes, IRCAM, Les Spectacles Vivants – Centre Pompidou, Paris, La Comédie de Caen, Centre Dramatique National de Normandie, Bonlieu Scène Nationale Annecy et La Bâtie – Festival de Genève, Arts 276 Automne en Normandie, Scène Nationale d’Evreux, Centre de Développement Chorégraphique Toulouse, Midi-Pyrénées, Centre Dramatique National Orléans Loiret Centre, Centre Chorégraphique National Orléans, Le Maillon, Théâtre de Strasbourg, Scène Européenne, Pôle Sud, Scène Conventionnée pour la Danse à Strasbourg, Malta Festival Poznan 2013, Holland Festival, Amsterdam, Internationales Sommerfestival Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt a. M., Next Festival 06, BIT Teatergarasjen, Bergen, Ideologic Organ, Designgroup Professional GmbH
Konzept, Regie, Choreografie, Szenografie: Gisèle Vienne | Musik, Komposition, Live-Performance und Vertrieb: KTL (Stephen O’Malley, Peter Rehberg), außer „Black Eyed Dog“ von Nick Drake | Text: Dennis Cooper Licht: Patrick Riou | Video: Patrick Riou und Gisèle Vienne in Zusammenarbeit mit Robin Kobrynski | Bühne und LED: Designgroup Professional GmbH/LED Lightdesign Producer | von und mit: Anja Röttgerkamp und alternierend Kamiel van Looy oder Léon Rubben
Gisèle Vienne vereint auf der Bühne verschiedene Kunstformen zu bildgewaltigen Theater-Überwältigungen. Die 37-jährige Französin mit österreichischen Wurzeln schafft düstere und gewaltige Inszenierungen, die um die Themen Grausamkeit, Tod und Sexualität kreisen: „Wir müssen uns dem Schrecklichen stellen. Das ist gesünder.“ Und das tut sie auch: Vienne schickt die Tänzerin Anja Röttgerkamp vor einer komplexen Soundtapete durch eine Lichtlandschaft, die wie ein großer Vexierspiegel den Fokus auf das Innenleben der Protagonistin richtet. Die Tänzerin ist eine zeit- und ortlose Figur. In silbernen Schuhen und glänzendem Trikot bilden ihre langen Glieder zeitweise bloß reflektierende Linien des wandernden Lichts. Sie schiebt sich in Positionen, die an Skulpturen des Kubismus erinnern, ist mehr Bild als Person, mehr Form als Figur.
Im zweiten Teil gesellt sich ein kleiner Junge hinzu und spielt mit Röttgerkamp eine Serie von hypothetischen Monstrositäten und Exzessen durch. Die Intensität im Spannungsverhältnis zwischen An- und Abwesenheit interessiere sie, so Vienne. Am Schluss gleitet das Abstrakte in Realität über und mischt sich mit dem Cooper-Text zu einem fast konventionellen Narrativ.
Seit über zehn Jahren arbeitet Gisèle Vienne mit dem US-amerikanischen Autor Dennis Cooper zusammen, der auch die Grundlagen zu den Inszenierungen „Jerk“ und „Kindertotenlieder“ lieferte, die 2009 und 2011 in Erlangen zu sehen waren. Um schärfer zu bekommen, wann ein Körper zum Bild wird, wann zu einer Figur und Teil einer Narration, hat sich Vienne eine ungewöhnliche Konstruktion ausgedacht: Am Anfang wird Coopers Erzählung als Buch verteilt, das man nach der Vorstellung lesen kann. Der Text schlägt unterschiedliche Lesarten vor und spinnt die Erfahrung des Sehens und Hörens fort.
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Inszenierungsgespräch statt.
Moderation: Rainer Hertwig – Institut für Theater- und Medienwissenschaft, FAU Erlangen-Nürnberg
Diese Inszenierung wird ebenfalls im Rahmen der Veranstaltung „Vier zu Eins – Die Matinee“ besprochen.
With “The Pyre”, Gisèle Vienne attempts to push the show’s intense and complex relationship to text – a relationship that has guided every one of her collaborations with American writer Dennis Cooper since 2004 – to its limit. In “The Pyre”, the text element is staged, but it needs to be hidden. The two characters in this performance, a dancer and a boy, are mute. The text by Dennis Cooper, which is therefore and necessarily the work’s subtext, will, for the first time, be given to the spectator in the form of a novella to be read at the end of the show.