Next Liberty | Österreich
Faust. Der Tragödie erster Teil
von Johann Wolfgang von Goethe – in einer Fassung für das Ensemble Next Liberty
ca. 130 min
mit Pause
Figurentheater | Schauspiel
Inszenierung, Puppenbau und -coaching: Nikolaus Habjan | Bühne: Jakob Brossmann | Kostüme: Denise Heschl | Textfassung, Dramaturgie: Dagmar Stehring | Lichtgestaltung: Michael Rainer | Malereien: Billie Lea Lang, Fritz Messner u. a. | Regieassistenz: Juana Ines, Cano Restrepo | Theaterpädagogik: Pia Weisi, Katharina Jetschgo | Spiel: Klaus Huhle, Manuela Linshalm, Alice Peterhans, Helmut Pucher, Christoph Steiner, Michael Großschädl, Martin Niederbrunner
Das Grazer Ausnahmetalent Nikolaus Habjan, der derzeit als Regisseur, Puppen- und Schauspieler sowie Kunstpfeifer die deutschsprachigen Bühnen erobert, hat es sich hier zur Aufgabe gemacht, Goethes Opus Magnum mit den Mitteln des Figurentheaters auch für ein junges Publikum auf die Bühne zu bringen. Der Topos der (selbst-)zerstörerischen Natur des Menschen, die in dessen Ruhelosigkeit und dem Streben nach einem Immer Weiter verankert ist, ist heute vielleicht noch aktueller als zu Goethes Zeiten. Im Zentrum steht die Frage, wohin dieses Streben nach immer mehr Wissen, Sinn, Lust und Erkenntnis eigentlich führen soll. Der betagte Doktor Faust stellt fest, dass sein Streben nach Wissen ihn am Ende doch ratlos lässt, was denn nun „die Welt im Innersten zusammenhält“. Er verflucht Vernunft und Wissenschaft und verfällt in tiefe Zweifel. Da kommt der Teufel gerade recht. Aber das Glück, das ihm der Teufel zeigt, bleibt ein schlicht hedonistisches, ein oberflächliches und letztlich schales, das nicht nur Faust selbst, sondern auch andere in seinem Umfeld in eine destruktive Abwärtsspirale zieht.
Die Kunst des Teufels ist eine einzige Illusion – dieses im Werk angelegte Motiv überträgt Nikolaus Habjan direkt auf seine Inszenierung. Die Handlung spielt auf drei Ebenen: Da ist der Zuschauerraum mit den „echten“ Menschen, aus dem Gretchen und Marthe rekrutiert werden. Dann die übliche Bühnenrealität, auf der die Handlung vorangetrieben wird. Und für Mephistos Geisterwelt schließlich öffnet sich noch eine dritte, barocke Bühne, auf der die Landschaften aus Papier und die Figuren Puppen sind. Diese wollen nicht hübsch oder anmutig sein und sind gerade dadurch besonders ausdrucksstark. Der maßgeblich durch Neville Tranter beeinflusste Nikolaus Habjan war bereits mit Albert Camus‘ Stück „Das Missverständnis“ 2015 in Fürth vertreten. Seine Erfolge, die er seitdem feiern konnte, sind beispiellos.