Edition 23

Bereits vier Jahre ist es her, dass das von den Städten Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach biennal organisierte Festival in regulärer Weise über die Bühnen gehen konnte. Vor zwei Jahren – mitten in der Pandemie – musste die Veranstaltung mehrfach umgeplant werden und konnte schließlich zum angekündigten Zeitpunkt doch nur digital bzw. kontaktlos durchgeführt werden. Vom 12. bis 21. Mai 2023 findet das internationale figuren.theater.festival nun zum 23. Mal statt. In über 180 Vorstellungen von mehr als 70 Compagnien aus 27 verschiedenen Ländern wird man wieder die ganze Bandbreite der Darstellenden Künste, vom Puppentheater bis zur Lecture Performance erleben können.

Der Schwerpunkt des internationalen figuren.theater.festivals lag bislang in erster Linie auf Europa. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über Postkolonialismus und Dekolonisierung in Kunst und Kultur sind wir jedoch der Auffassung, dass sich das Festival anderen Theaterkulturen öffnen muss. Wir sehen darin die große Chance, unseren Horizont zu erweitern und ein neues, gerechteres Weltbild entstehen zu lassen. Denn wir müssen eingestehen, dass die koloniale Vergangenheit – bewusst oder unbewusst – das Selbstverständnis der westlichen Welt bis heute prägt. Wir konnten Künstler*innen aus Afghanistan, Indien, dem Iran, Syrien, Kenia, der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika, El Salvador, Mexiko, Kuba und Uruguay gewinnen, ihre Perspektiven auf die Welt darzustellen. Nicht alle werden aus ihrer Heimat anreisen, manche leben freiwillig oder unfreiwillig in Europa. Auch europäische und deutsche Theatermacher*innen nehmen neue Blickwinkel in ihrer Arbeit ein und sind deshalb in der Reihe #GlobalePerspektiven vertreten. Zwei Gesprächsrunden, ein Film und eine Ausstellung ergänzen das Sonderprogramm, das keines bleiben soll.

Im Dezember 2021 ist der Nürnberger Puppenspieler, Puppenbauer, Bühnenbildner und Bildende Künstler Joachim Torbahn verstorben, der gemeinsam mit Tristan Vogt als Thalias Kompagnons die deutsche und internationale Figurentheater-Szene geprägt hat. Die Stadt Nürnberg würdigt sein Werk in einer großen Ausstellung. In Erlangen lässt das Künstlerduo Böhler & Orendt in der spektakulären Installation „The Carrion Cheer, a Faunistic Tragedy“ ausgestorbene Tierarten zu Wort kommen, bei der deutsch-amerikanischen Fotografin Francesca Hummler interagiert ihre äthiopische Adoptivschwester in „Unsere Puppenstube“ mit einem Familienerbstück und im kultur.lokal.fürth präsentiert Yvonne Dicketmüller 3D-gedruckte Kostüme, handgewebte Lautsprecher und E-Textiles-Stickereien.

Zahlreiche Interventionen werden den öffentlichen Raum zur Bühne machen, das Junge Forum bietet Studierenden der Theaterhochschulen Gelegenheit, eigene Arbeiten zu präsentieren und sich intensiv mit dem zeitgenössischen Figurentheater auseinanderzusetzen. Das Begleitprogramm umfasst außerdem Gesprächsrunden, Workshops und Filme.